Hier, jemand aus dem kigges-Forum (danke, Carvel!) hatte den Link noch offen:
Homepage hat geschrieben:Slowakisches Nadelöhr
Radoslav Zabavnik ist ein offener, zugänglicher Kerl, der durch seine freundliche Art bei seinen Mitmenschen gut ankommt. Als einzigem WM-Teilnehmer des 1. FSV Mainz 05 war ihm die besondere Aufmerksamkeit der Mainzer Journalisten im Trainingslager in Flachau und ein separater Medientermin gewiss. Einziges Manko der Kommunikation: Radoslav Zabavnik versteht zwar immer besser Deutsch, aber er spricht es (noch) nicht. Die Frage nach einem geeigneten Dolmetscher beantwortete sich in Flachau von selbst. Landsmann Miroslav Karhan ist in Mainz und in der slowakischen Nationalmannschaft Teamkollege. Das war es aber auch schon mit den vordergründigen Gemeinsamkeiten.
In der Lobby des Lacknerhofs in Flachau entspann sich in der lockeren Medienrunde ein Doppelinterview, dessen Gesprächsatmosphäre mehr über die Protagonisten aussagte als der Inhalt der Beiträge. Zwei 05er mit hohem Kultfaktor im Pressegespräch. Hier der freundlich lächelnde und aufrecht im Stuhl sitzende kantige Außenverteidiger, der allein durch seine Körperhaltung Redebereitschaft signalisierte. Neben ihm der betont grimmig dreinschauende Miro Karhan, tief in den Sessel gedrückt, den Kopf auf das Handgelenk gestützt und mit einer klaren Botschaft: hier wird heute mal kein Verbalfeuerwerk abgebrannt. Zabavniks Mitteilungsbereitschaft konnte dieses kommunikative Nadelöhr nur in Fragmenten passieren.
Deswegen sollen die Aussagen des WM-Fahrers hier auch keinen großen Raum einnehmen. Karhan übersetzte für Zabavnik beispielsweise mit unverwechselbar schnodderiger Intonation: „Die WM war für die Slowakei ein großer Erfolg.“ „Der Empfang in der Heimat war aber nicht der Rede wert.“ „Ich habe in der Qualifikation schon links verteidigt, die Position ist für mich kein Problem.“ „Meine Aufgabe ist es in erster Linie zu verteidigen, in die Offensive schalte ich mich nur ein, wenn ich eine geeignete Chance sehe.“ „Mein Ziel ist es, dass wir in der kommenden Saison besser abschneiden als in der vergangenen.“ Das Verhältnis der Redezeit Zabavnik zu Karhan – vier zu eins.
So weit, so gut. Den Brüller des Tages hatte Miro Karhan noch im Ärmel. Nach einer sehr ausführlichen Antwort Zabavniks übersetzte er zwei dünne Sätze und erntete dafür nur fragende Blicke. „Er hat aber schon ein bisschen mehr erzählt …“, forderte ihn ein Journalist mit einer Kopfbewegung Richtung Zabavnik grinsend auf, mit der Übersetzung fortzufahren. Karhans Antwort, knapp und unnachahmlich: „Er hat das Gleiche zweimal gesagt.“ Großer Schenkelklopfer, Ende des Interviews.
Eine Bemerkung noch zu Miroslav Karhan: Nach mehrwöchiger Verletzungspause und der verpassten WM-Teilnahme ist der 34-Jährige erst vor einer Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. In den Tagen von Flachau ist von diesen Rückschlägen überhaupt nichts zu spüren. Karhan zementiert er seinen Ruf als hoch professioneller Fußballer, er ist in den Einheiten schon wieder voll da, beeindruckend agil unterwegs und scheut keine Zweikämpfe. Mit Miro ist wieder zu rechnen.