Beitragvon Karigan » Di 1. Okt 2013, 11:51
ich sehe nicht zwingend einen Gegensatz zwischen "stakkativem" verbalem Szenenapplaus und "Langzeit"Gesängen. Man müsste es nur irgendwie machen.
Ich weiß nicht, wie es "früher am bruchweg" war, denn zu der Zeit sind unsere "großen" Kinder mit Papa ins Stadion gegangen und ich bin mit den "kleinen" zuhause geblieben, aber inzwischen sind ja auch die "KLeinen" groß. Aber als ich so alt war wie meine "MIttlere" stand ich im Stehblock im Düsseldorfer Rheinstadion. Von Langzeitgesängen war damals noch keine Rede, aber MUsik gab es auch. Wir sangen "Oh, du wunderschöne Fortunaaaaaaa! Du wirst ewig deutscher Meister sahein!" undd as ein paar mal hintereinander, dann brüllten wir einige Male "Fortuna!" mit gereckten Fäusten, dann pfiffen wir eine Schiri-Entscheidung neide rund informierten ihn mit "Schiri- du a...loch" über unsere Einschätzung seiner Fähigkeiten (das galt damals als normal! Niemands chickte uns zur Umerziehung ans JUgendamt!), dann riefen wir den Namen eines Spielers, der den Ball hatte, dann sangen wir "Olé, olè" nach irgendeiner gängigen melodie. Es war also ein Potpourri und geleitet von den Alpha-Stimmen. Irgendeiner sammelte Mitsänger oder Mitrufer, zog den Block mit, beim nächsten Mal tat's ein anderer.
So wie ich Stadion jetzt erlebe, finde ich die vielgeschmähten Endlosgesänge schlicht grandios. Ich kann stundenlang "Fußballsportverein allez" singen, ohne müde zu werden. Das "Wir sind da" Lied habe ich - bar Bruchwegerfahrung - zum ersten Mal gegen Schalke gehört (gegen Leverkusen war ich nämlich verhindert), kannte den Text nicht, war aber entzückt von der vertrauten Melodie und fand die Botschaft Spitze.
Und dennoch ... die situationsbezogene Anfeuerung fehlt mir. Gegen Köln hatten wir eine Situation, in der Nicolai Müller gefoult worden war und mit Namensruf wieder hochgehievt wurde und sonst gibt es wirklich nur F-S-V.
ImhO haben wir nicht zuviele Gesänge sondern zuwenig Kreativität bei irgendetwas anderem.
Dieses "irgend etwas andere" scheint ja irgendwie im BEsitz der Gegengerade zu sein, die sich auch von der Alterstruktur her noch daran erinnern müsste, wie das geht (wenn ich es tu, wieso die nicht?), aber sie.tun.es.einfach.nicht.
Blieben die vielgeschmähten Ultras. Die köntnen es machen. Die haben eine Anlage, einen Vorsänger, die könnten auch einen situationsbezogenen Anfeuerungsruf starten.
Würde die Gegengerade dann mitziehen? Oder beleidigt jetzt erst Recht schweigen, weil "die da" etwas tun, was eigentlich "uns" gehört?
Allein, dass mir solche Ideen kommen, lässt mich ahnen, dass an dem Artikel in der Druckerpresse ziemlich was dran ist. Es gibt diese Spaltung im eigenen Lager. UNd wie heißt es beim alten Evangelisten Markus (Mk 3,24)? "Ein Reich, das in sich gespalten ist, wird keinen Bestand haben."
Aber versuchen könnt' man's ja mal. In homöopathischen Dosen. Wo vorher Bölkstoff drin war.
I wouldn't want to live for any ideal I wouldn't want to die for.