Ich war am Mittwoch in Frankfurt zum Spiel Brasilien gegen Äquatorial-Guinea.
20€ kann man auch in Gelsenkirchen loswerden, aber man muß erst noch hinfahren und die Brasilianerinnen mit der Weltfußballerin Martha live anzusehen, wenn schon sonst nichts los ist, was Fußball heißt... Fehler passieren.
Daß alle möglichen mitteleuropäisch ulkig aussehende Stammtischgestalten ihren Körper in (zu) enge gelb-grüne Trikots gezwängt haben, well. Überraschend, weil Frauenfußball, aber sei's drum. Einige wenige versprengte kleinere Gruppen europäischer Herkunft wedeln schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion mit Fahnen von Äquatorial-Guinea (so sehen sie aus:

- wußte ich vorher auch nicht), Trikots tragen sie keine und sie sehen auch nicht aus wie die sieben fetten Jahre, sondern eher wie Ethnologiestudenten. Entschieden sehr seltsam aber ist die dritte Gruppe, Marke Volksfest und volkstümliche Musik-Fan: Lärmende Gestalten in schwarz-rot-gold, mit seltsamen Samt-Hüten, Disko-Fühlern, Blumenketten, und Fahnen in unterschiedlichen Größen, also deutsche, versteht sich.
Die erste Halbzeit ist ziemlich langweilig, selbst unter der Prämisse, daß es mal ganz erholsam sein kann, Fußball zu gucken, ohne daß man sich aufregen muß - weil es einen so dann halt doch nicht interessiert. Die Brasilianerinnen spielen arrogant und überheblich im Stile von "Wer ist schon Äquatorial-wie-heißen die?" und das Team von Äquatorial-Guinea steht defensiv gut und ist überraschend konterstark. Zur Halbzeit steht es 0:0, verdient für den Underdog; die Brasilianerinnen, die unter anderem durch die im Laufe des Spiels sichtbar schlechter gelaunt werdende Martha, die sich mehrfach bei der Schiedsrichterin beschwerte, auffallen, enttäuschen. Die Spielerinnen von Äquatorial-Guinea beginnen nach ungefähr einer Viertelstunde gut dagegenzuhalten und kommen zu einigen überraschenden und schönen Spielzügen; leider treffen sie nicht.
Das Publikum im Stadion ist seltsam und benimmt sich auch so: Schon nach zehn Minuten beginnen ein paar Eventfans die Welle zum machen (vielleicht war ihnen langweilig?), für die es spieltechnisch nun wirklich keine Begründung gab und ich beginne, nicht nur deswegen, weil ich sitzen muß, zu bedauern, daß ich nicht anderswo bin. Vor mir sitzt eine weibliche Person, die beide Hauptfiguren von 'Stan und Olli' problemlos "heute in allen Rollen" wie man auf dem Theater sagt, spielen könnte. Keine Ahnung von Fußball aber Dauergerede 90 Minuten lang (glücklicherweise kam sie ein paar Minuten zu spät). Ihren Kommentaren nach sieht sie a) ein anderes Spiel und es gewinnen die Deutschen; wenigstens so ungefähr.
In der zweiten Halbzeit führen die Brasilianerinnen kurz nach Anpfiff zu diesem Zeitpunkt höchst ungerecht; Bibiana Steinhaus macht ein paar Fehler, die dann auch nicht mehr spielentscheidend sind, obwohl der Elfmeterpfiff sich auf ein Foul ca. einen Meter vor dem Sechzehner bezieht und sich die Spielerin nicht einmal mehr in den Strafraum fallen ließ/lassen kann.
Ich kaufe mir noch aus Langeweile erstmals ein Eis im Stadion und weiß wieder, warum ich mich für Fußball eigentlich gar nicht interessiere.